Definition
„Digitale Ressourcen werden dann nachhaltig verwaltet, wenn ihr Nutzen für die Gesellschaft maximiert wird, sodass die digitalen Bedürfnisse gegenwärtiger und zukünftiger Generationen gleichermaßen erfüllt werden. Der gesellschaftliche Nutzen ist dann maximal, wenn die digitalen Ressourcen der größten Anzahl von Menschen zugänglich und mit einem Minimum an technischen, rechtlichen und sozialen Restriktionen wiederverwendbar sind. Digitale Ressourcen sind Wissen und kulturelle Artefakte digital repräsentiert als Text, Bild, Audio, Video oder Software.“ (angelehnt an Marcus Dapp)
Dies ist eine sehr abstrakte Definition von Digitaler Nachhaltigkeit. Um zu erklären, was Digitale Nachhaltigkeit ist, schauen wir uns zunächst die einzelnen Begriffe an.
Was bedeutet „Nachhaltigkeit“?
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird das erste Mal im 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit einer auf Dauer ertragreichen Forstwirtschaft verwendet.
Dort beschreibt Hans Carl von Carlowitz, wie Bäume als natürliche Ressourcen so genutzt werden, dass sie auch nachfolgenden Generationen in mindestens gleicher Anzahl zur Verfügung stehen.
Nachhaltigkeit bedeutet somit, dass etwas so gestaltet ist, dass die Bedürfnisse der zukünftigen Generationen ebenso wie die der jetzigen Generation erfüllt werden können.
Das schließt mit ein, dass nicht nur gleiche Möglichkeiten zwischen Generationen, sondern auch innerhalb einer Generation bestehen und diese Möglichkeiten gesteigert werden (vgl. Brundtland-Bericht 1987, Nummern 1, 3, 15).
Bei dem Begriff Nachhaltigkeit geht es also vor allem um Gerechtigkeit und Freiheit.
Zum einen geht es um Gerechtigkeit zeitlich zwischen Generationen und örtlich global innerhalb einer Generation.
Zum anderen geht es um Freiheit, die nur gelebt werden kann, wenn Menschen an Gütern teilhaben können.
Dabei haben die Interessen eines Einzelnen dort ihre Grenzen, wo das Wohl der Allgemeinheit beeinträchtigt wird.
Um die Aspekte von Nachhaltigkeit besser zu verstehen, werden oft drei Säulen der Nachhaltigkeit definiert:
die ökologische, die ökonomische und die soziale Säule von Nachhaltigkeit.
ökologische Dimension von Nachhaltigkeit
Bei der ökologischen Dimension von Nachhaltigkeit geht es darum, natürliche Ressourcen möglichst effizient zu nutzen und sie nicht zu zerstören.
ökonomische Dimension von Nachhaltigkeit
Bei der ökonomischen Dimension geht es darum, dass durch das Wirtschaften die natürlichen Ressourcen wachsen können und dauerhafte und langfristige Erträge möglich sind.
soziale Dimension von Nachhaltigkeit
Die soziale Dimension spricht schließlich von der sozialen Gerechtigkeit.
Diese umschließt die jetzige und die zukünftige Weltbevölkerung.
Alle Menschen sollen möglichst gute Bedingungen haben, um sich zu verwirklichen.
Was meint hier „digital“?
„Digital“ meint, kompliziert ausgedrückt, die Darstellung eines Gegenstandes durch ein zeit- und wertdiskretes Signal.
Ein digitaler Gegenstand ist damit nicht materiell – wie z. B. ein mit Text bedrucktes Papier –, sondern immateriell.
Ein Text wird so z. B. in Form von zahlreichen Nullen und Einsen dargestellt.
/ Fast alle kulturellen Artefakte wie Texte, Bilder und Musik können digital repräsentiert werden.
analoge und digitale Güter
Im Kontext von Digitaler Nachhaltigkeit ist vor allem das immaterielle Wesen digitaler Güter wichtig.
Während analoge bzw. materielle Güter nur einmal gleichzeitig genutzt werden können und eine Vervielfältigung Kosten erzeugt …
… führt das immateriell Wesen digitaler Güter im Gegensatz zu materiellen Dingen dazu, dass Digitales ohne Verlust von mehreren Menschen gleichzeitig genutzt werden kann.
Darüber hinaus kann es fast ohne Kosten vervielfältigt werden.
Aus diesem Grund werden digitale Güter im Gegensatz zu Konsumgütern manchmal auch als Partizipationsgüter bezeichnet (vgl. Uli Zappe).
Beides zusammen
Mit den beiden Begriffen „Nachhaltigkeit“ und „Digitalität“ wird nun deutlich, was Digitale Nachhaltigkeit meint: Digital repräsentiertes Wissen und Kulturartefakte sollte so genutzt werden, dass sie möglichst alle Menschen – ob heute oder morgen – nutzen können.
Um dies an den drei Säulen der Nachhaltigkeit zu verdeutlichen kann gesagt werden, dass …
- etwas ökologisch-digital-nachhaltig ist, wenn immaterielle Ressourcen, wie digital repräsentierte Bilder, Texte, Musik und Software, möglichst effizient, das heißt mit möglichst wenig Kosten pro Nutzung, genutzt und wiederverwendet werden können (Alle von der Free Software Foundation als kompatibel erachteten Lizenzen ermöglichen eine möglichst effiziente Nutzung digitaler Ressourcen).
Damit werden digitale Güter nicht unternutzt und gehen nicht verloren oder werden vergessen.
- etwas ökonomisch-digital-nachhaltig ist, wenn Wirtschaftsmodelle verwendet werden, die ermöglichen, dass digitale Ressourcen (wie Software) wachsen und sich vermehren können.
Dies schließt unter anderem die Nutzung eines sogenannten Copylefts ein, damit freies Wissen und freie Kulturgüter nicht unfrei werden können.
Es geht also um einen dauerhaften und langfristigen Ertrag dieser digitalen Güter für die ganze Gesellschaft und nicht um eine Privatisierung von Gütern.
Damit bleibt dauerhaft für alle Menschen die Möglichkeit des (digitalen) kulturellen Austausches und die damit verbundene die individuelle Selbstentfaltung und das gegenseitige Mitteilen gesichert.
- etwas sozial-digital-nachhaltig ist, wenn die soziale Gerechtigkeit mitgedacht ist – zwischen verschiedenen Generationen und zwischen allen Menschen einer Generation.
Alle Menschen auf der ganzen Welt sollen möglichst gute Bedingungen haben, um sich verwirklichen und an der digitalen Welt teilhaben zu können.